Jubiläum - Freigeistige Aktion

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Jubiläum

Historisches

1906 wurde der Deutsche Monistenbund gegründet:
Freigeistige Aktion für humanistische Kultur
feierte 100-jähriges Bestehen  


Wie alles begann  


Die Freigeistige Aktion für humanistische Kultur e.V. konnte im Jahr 2006 ihr 100-jähriges Bestehen feiern. Sie wurde am 11. Januar 1906 als Deutscher Monistenbund in Jena gegründet. Der damals schon zur Legende gewordene Ernst Haeckel hatte die Gründung initiiert. Der Forscher, Zoologe, Künstler und Buchautor Haeckel war zum Zeitpunkt der konstituierenden Sitzung bereits für seine wissenschaftlichen Leistungen mit vielen Ehrendoktorwürden honoriert worden. Sein Buch 'Die Welträtsel' war schon in viele Sprachen übersetzt worden und ein internationaler Bestseller. Haeckel hatte das geistige Leben im wilhelminischen Deutschland nachhaltig beeinflusst. Noch zu Lebzeiten waren Büsten für ihn gefertigt und Straßen nach ihm benannt worden.  
Als Vorsitzenden des Deutschen Monistenbundes hatte Haeckel Albert Kalthoff ausersehen - wovon Kalthoff noch nichts wusste, als er am Vormittag des 11. Januar die Bergstraße in Jena zu Haeckels „Villa Medusa“ hinaufging. In seinem Bericht über die Konstituierung des deutschen Monistenbundes beschreibt Kalthoff dieses erste persönliche Zusammentreffen mit Haeckel, mit dem er bis dahin nur korrespondiert hatte. Kalthoff zeigte sich „freudig überrascht, den 72-Jährigen, auf dessen Schultern die Last einer Riesenarbeit liegt, mir so elastisch entgegenkommen zu sehen. Das leuchtende Künstlerauge, die sonnige Heiterkeit seines Wesens zeigten mir das Bild eines Kämpfers, der im Kampfe nur sich selber vertieft und verklärt, weil es eine große, eine Menschheitssache war, für die er gekämpft.“  
Während ihrer Unterredung stellten die beiden Männer fest, dass der Monismus als antidogmatische Bewegung nicht seinerseits Dogmen produzieren dürfe. Sie kritisierten die dualistische Weltanschauung, die als „zwiespältiges Lebensbild, wie es dem kindlich naiven Denken der Vorfahren genüge“, bezeichnet wird. Dagegen sollen nun die Kulturwerte aufgezeigt werden, „die in einer monistischen, das Weltbild einheitlich betrachtenden, alle Lebensfunktionen auf ihren inneren Zusammenhalt zurückführenden Weltanschauung beschlossen liegen“.  
Über Grundlagen und Zielsetzung des Monismus waren sich Haeckel und Kalthoff einig. Während Haeckel die Grundlagen dafür in seinen „Welträtseln“ und in einem Vortrag über ein Glaubensbekenntnis der reinen Vernunft gelegt hatte, war Kalthoff derjenige, der trotz seiner theologischen Herkunft die monistischen Gedanken eloquent formulieren und öffentlichkeitswirksam vorzutragen verstand. Haeckel sah ihn als idealen Vorsitzenden des DMB an.  
Als der Satzungsentwurf des Monistenbundes in Anwesenheit Haeckels beschlossen wurde, war er als Ehrenvorsitzender sichtlich bewegt, was Kalthoff in seinem Bericht über diese Situation darauf zurückführte, dass es sich hierbei um die „Ausführung des Testaments, in welchem Haeckels beste Lebensarbeit der Welt vermittelt und erhalten werden sollte“, handelte. Haeckel wollte mit dem Monismus einen Bund zwischen Wirklichkeit und Religion realisieren.

Was ist Monismus?  
Abgeleitet vom griechischen „mónos“ - „allein, einzeln, einmalig, einzig“ ist es möglich, Monismus als „Einheitslehre“ aufzufassen, als „Sammelbezeichnung für Positionen, denen zufolge die gesamte Wirklichkeit bzw. das gesamte Geschehen auf ein Prinzip bzw. einen Bereich zurückgeführt wird“. Die Gegensätze hierzu sind Pluralismus und Dualismus. Aus diesem Standpunkt folgt, dass es nicht nur einen oder den Monismus gibt.  
Die Suche nach Einheitlichem im Bereich des Lebendigen kann bereits bei Aristoteles (384–322) gefunden werden, der bereits charakteristische Merkmale definierte, durch die sich lebende und nichtlebende Natur unterscheiden. Der Gedanke, dass in den mannigfaltigen Erscheinungen der Biosysteme, insbesondere der Organismen, etwas Objektiv-Allgemeines, etwas Einheitliches enthalten sein könnte, begann zu Lebzeiten von Goethe (1759–1832) in der Wissenschaft Fuß zu fassen. Haeckel drückte es so aus:„Gott und Welt sind ein einziges Wesen. Der Begriff Gottes fällt mit demjenigen der Natur oder der Substanz zusammen. Diese pantheistische Weltanschauung steht im Prinzip sämtlichen angeführten und sonst noch möglichen Formen des Theismus schroff gegenüber …“  
Aus Haeckels monistischer Weltanschauung heraus entstand auch seine  „Entwickelungslehre“. Darüber hinaus kommt ihm das Verdienst zu, der Ökologie in seinem großen, zweibändigen Werk „Generelle Morphologie der Organismen“, erschienen 1866, einen gebührenden Platz eingeräumt und den Begriff erstmals im deutschen Schrifttum definiert zu haben. Aufgrund der erfolgreichen Popularisierung der Evolutionstheorie durch den Monistenbund wurde in Preußen 1882 der Biologieunterricht in den oberen Klassen der Gymnasien vorsichtshalber ganz abgeschafft und die Schriften von Darwin und Haeckel an höheren Schulen verboten.

Die ersten Jahre bis zum Verbot durch die Nazis
Ein Jahr nach seiner Gründung hatte der Monistenbund 2500 Mitglieder, auf seinem Höhepunkt später 6000 Mitglieder in 40 verschiedenen Ortsgruppen. Der Verband blieb also relativ klein, wurde aber dennoch stets in der Öffentlichkeit zur Kenntnis genommen. In christlichen Kreisen wurde die monistische Weltanschauung als bedrohlich empfunden, so dass der DMB zum Konkurrenten des Christentums erklärt wurde.
Dennoch wurde die freigeistige Bewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts immer stärker. Zum Volksbund für Geistesfreiheit (VfG) zählten 1928 noch 155 Mitgliedsgruppen, wovon über 50 % freireligiöse Gemeinden waren (daneben existierten weitere 45 freireligiöse Gemeinden, die nicht dem VfG angehörten), 24 Freidenkervereine und 17 freigeistige Gemeinschaften. Die Zahl der Konfessionslosen in Deutschland, die 1910 noch 205.900 betragen hatte, war 1928 auf fast das Sechsfache gestiegen (1.200.000).  
Die Nationalsozialisten jedoch stoppten diesen Aufwärtstrend abrupt und trugen vermutlich erheblich dazu bei, dass Staat und Kirche weiterhin in der heute bekannten Verstrickung nebeneinander existieren können.

Neugründung 1947
Nachdem der Monisten-Bund 1933 durch die Gestapo aufgelöst worden war, erfolgte nach dem Zweiten Weltkrieg am 11. November 1946 in München die Neugründung des Vereins. Er wurde unter dem Namen "Deutscher Monistenbund für wissenschaftliche Weltanschauung und ethische Kultur" eingetragen.
Zum Zeitpunkt der Auflösung vor dem Krieg war natürlich auch das Vermögen und die Bibliothek konfisziert worden. Die Bibliothek hatte ca. 5000 Bände umfasst.
Die Neugründung war, das muss heute, rund 60 Jahre später, gesagt werden, nicht ohne weiteres zu vollziehen. Damals musste jegliche Vereinstätigkeit der Militärregierung gemeldet werden. Vereinsgründungen mussten formal begründet werden. Als Zweck des Vereins wurde daher angegeben: "Pflege und Verbreitung wissenschaftlicher (monistischer) Weltanschauung, religiöse Feierstunden, ethischer Jugendunterricht". Die Gesamtzahl der Mitglieder wurde für Anfang 1947 mit 80 angegeben. Zu der Zeit wurden alle Mitglieder von einem Ausschuss überprüft. Ihre Bestätigung musste besagen, dass alle jetzigen und künftigen Mitglieder politisch vollkommen einwandfrei bzw. nicht mehr als Mitläufer nach dem Gesetz zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus sein durften und dass die Tätigkeit des Vereins mit den demokratischen Zielen der Besatzungsmächte übereinstimmen musste.  
Für den Fall, dass der Verein eine Jugendabteilung haben würde, mussten die Aufgabe und der Zweck angeführt werden. Hier wurde angegeben: "Heranbildung zum wissenschaftlichen Denken, Naturwanderungen und Jugendweihen".
Zum Antrag auf Zulassung gehörte eine "Liste der Bürgen und Vorstandschaft".  
Als Bürgen traten auf: Anton Lutz, München; J. F. M. Diemer, München; Dr. Eugen Bentmann, München; Anna Winterblum, München; Artur Wiener, Dachau.  
Für den Vorstand wurden genannt: 1. Vorsitzender Anton Kaiser, München; 2. Vorsitzender Fritz Glas, Loiching; Schriftführer Carl Martell, München; Kassierer Siegfried Mühldorfer, München.
Alle Vorstandsmitglieder mussten in einem Fragebogen Auskunft über ihre persönlichen Daten erteilen: ihren Bildungsgang, Berufs- oder Handwerkerprüfungen, eine chronologische Aufzählung jeglicher Hauptanstellungen und des Militärdienstes, Mitgliedschaften in Organisationen, wobei die staatsnahen im Fragebogen aufgelistet waren, so dass man sie nicht aus Versehen auslassen konnte. Auch für nicht aufgelistete war Platz unter laufenden Nummern vorgesehen. Dann folgte als Ergänzung die Frage nach Mitgliedschaft oder Nebendienst in anderen Organisationen. Es wurde nach Veröffentlichungen und Reden gefragt. Das persönliche Einkommen von 1931 bis 1945 musste unter Abgabe der Quelle lückenlos nachgewiesen werden. Als letzter Fragenblock folgte "Reisen und Wohnsitz im  Ausland". - Wie man sieht, wurde der "gläserne Mensch" verlangt.  
Aus Anlass der Neugründung wurden eine neue Satzung und ein Kulturprogramm verfasst und eingereicht. Unter „Zweck und Ziel des Bundes“ heißt es u.a.: „Der Monistenbund erstrebt die Zusammenfassung aller nicht mehr auf kirchlicher Basis stehenden Vereinigungen und Personen, die ihr Leben durch logische Schlußfolgerungen aus einer auf wissenschaftlicher Forschung beruhenden einheitlichen Weltanschauung und nicht an Hand unbewiesener Dogmen, Gesetze und kirchlicher Vorschriften gestalten wollen. Der Monistenbund verneint die mittelalterlichen Überreste der Verschmelzung von Staat und Kirche und von Kirche und Schule, die heimliche und offene Unterdrückung des freien Geistes und jeden Glaubenszwangs, sowie den politischen Mißbrauch des Religiösen überhaupt, alle Unwahrhaftigkeit und Heuchelei auf kulturpolitischem und religiösem Gebiet und jede kulturelle Reaktion. Die monistische Weltanschauung hat die fortschreitende Wissenschaft und daraus die Erkenntnis der Wahrheit zur Grundlage, schlußfolgernd die lebendige Einheit von Welt und Gottheit, von Kraft und Stoff und von Leib und Seele, - also  von Natur und Mensch - sei es im physischen, psychischen oder psycho-physischen Sinne, nach mechanischem, energetischem oder vitalistischem Prinzip, oder erkenntnistheoretisch, voluntaristisch oder biosophisch gesehen. Die monistische Weltanschauung variiert in verschiedenen Formen, ist also nicht starr oder dogmatisch festgelegt, da die wissenschaftliche Forschung als ihre Grundlage fortschreitet und daher veränderlich ist, ebenso die Freiheit in der philosophischen Schlußfolgerung aus den Forschungsergebnissen gewahrt bleibt.“
In den folgenden Jahren wurde die Satzung immer wieder überarbeitet und an die jeweiligen Gegebenheiten angepasst. Seit ca. 15 Jahren ist die Freigeistige Aktion ein gemeinnütziger Verein.

Weitere Entwicklung des Monisten-Bundes nach der Neugründung
1956 hatte der Deutsche Monisten-Bund (DMB) sieben Ortgruppen, und zwar in München, Stuttgart, Hamburg, Hannover, Köln, Berlin und Düsseldorf. In diesen Ortgruppen waren ungefähr die Hälfte der Vereinsmitglieder ansässig. Die andere Hälfte waren Einzelmitglieder, die im Bundesgebiet verstreut wohnten, die meisten davon waren schon vor 1933 im DMB organisiert gewesen. Auch gab es einige Mitglieder in der damaligen Ostzone, die für den Bund nicht aktiv werden konnten, sowie diverse Mitglieder im Ausland.
Die Gruppe in Hamburg, die früher schon einmal Körperschaftsrechte besessen hatte, bekam diese aufgrund ihrer geringen Mitgliederzahl und Bedeutungslosigkeit vom Senat der Hansestadt Hamburg aberkannt. Zwischen 1946 und 1956 gab es in Ulm und Nürnberg Gruppen, die aber wieder verschwanden. 1956 hatte der DMB noch rund 300 Mitglieder.
In dieser Situation wurde ein Antrag des Vorstandes der Ortsgruppe Hannover des DMB zur 5. Bundeshauptversammlung am 29./30. September 1956 gestellt. Dieser lautete:
"1. Der Deutsche Monistenbund, Bund für wissenschaftliche Weltanschauung und ethische Kultur, führt ab 1. Januar 1957 den Namen ‚Humanistischer Verband’.
2. Die ‚Monistischen Mitteilungen’ erscheinen ab 1. Januar 1957 im Druck unter dem Titel ‚Der Humanist’."
Unterzeichner dieses Antrages waren Hermann Klaetsch, Helfer in Steuersachen, 1. Vorsitzender der Ortsgruppe Hannover; Karl Schrader, Fabrikant, 2. Vorsitzender der Ortsgruppe Hannover; Prof. Dr. Gerhard von Frankenberg, Ehrenpräsident des DMB; Albert Heuer, Oberregierungsrat i. R., 1. Vorsitzender des DMB. Dieser Antrag löste eine bundesweite Namensdiskussion aus, die darin gipfelte, dass alte Monisten dafür sorgten, dass es nicht zu dieser Umbenennung kam. Stattdessen einigte man sich dann bei der Bundesversammlung auf "Freigeistige Aktion - Deutscher Monisten-Bund".
Ab 1957 erschien dann die Zeitschrift "Freigeistige Aktion" der Freigeistigen Aktion - DMB zusammen mit dem "informationsdienst" des Deutschen Volksbundes für Geistesfreiheit e. V. im Verlag für Geistesfreiheit, Hannover. Prof. Rudolf Genschel war Schriftleiter.
Im Einverständnis mit dem 2. Bundesvorsitzenden, Oswald Kreienbring, bat die Ortsgruppe München darum, den Sitz des Bundes zu verlegen, da aus der dortigen Mitgliedschaft kein Ersatz für den Bundeskassierer und den Geschäftsführer gestellt werden konnte. Die Ortsgruppe Hannover erklärte sich bereit, bei Bestätigung durch die Bundesversammlung den 1. Vorsitzenden, den Geschäftsführer und den Bundeskassierer zu stellen.
Die führenden Persönlichkeiten waren dann als Ehrenpräsident Prof. Dr. Gerhard von Frankenberg, Hannover; 1. Vorsitzender Professor Rudolf Genschel, Hannover; Geschäftsführer Albert Heuer, Hannover.  
1962 gab es 278 Beitrag zahlende Einzelmitglieder. Die Zeitschrift "Freigeistige Aktion" hatte eine Auflage von 6000 Exemplaren.

Aktivitäten der Freigeistigen Aktion  
1) Trennung von Staat und Kirche: Schon immer war es ein großes Anliegen der FA-DMB, eine Trennung von Staat und Kirche zu fördern. Damit zusammenhängend war das Problem des konfessionell gebundenen Religionsunterrichts in den Schulen. Im Januar 1980 schrieb die FA-DMB an den Niedersächsischen Landtag, um Änderungsvorschläge zum Niedersächsischen Schulgesetz zu machen. Der vom stellvertretenden Vorsitzenden Hans Spaltenstein unterschriebene Brief gliedert sich in Forderungen, Stellungnahme und Vermeidung grundgesetzwidriger Benachteiligung. Zur Durchsetzung der im Gesetz zum Vertrag zwischen dem Land Niedersachsen und der Freireligiösen Landesgemeinschaft Niedersachsen (FLN) festgeschriebenen Details bezüglich eines religionskundlichen Unterrichts wurde 1956 die "Gesellschaft zur Förderung des religionskundlichen Unterrichts e.V." (GzFdrU) gegründet. Die Gesellschaft hatte ab April 1980 folgenden Vorstand: Vorsitzender: Willi Henkel, Freigeistige Aktion DMB; Stellvertreter: Sigurd Bressel, Deutsche Unitarier; Kassenleiter: Hans Spaltenstein, Freigeistige Aktion DMB; Schriftführerin: Walheide Jungklaaß, Deutsche Unitarier. Am 4. September 1983 folgte dann noch eine Petition von der GzFdrU und der FLN an den Niedersächsischen Landtag in Hannover. Dieses Papier ist mit siebzehn Seiten sehr umfangreich und gut recherchiert und zitiert u.a. aus Landtagsprotokollen.  Unter Punkt 6 geht es primär um "die Einführung von zwei Unterrichtsangeboten als Ersatz für konfessionellen Religionsunterricht".  Dies wird wie folgt kommentiert: "a) Da der religionskundliche Unterricht schon seit 1954 existiert, wurde er 1974 nicht erst eingeführt, b) eingeführt wurde ein zweites Alternativfach, aber nicht als Unterrichtsangebot, sondern als Pflichtfach, und - wie wir vorgreifend feststellen möchten: als verfassungswidriges Fach. c) daß die Motive der Akteure für den WN-Unterricht (Werte und Normen-Unterricht, Anm.d.Red.) nicht öffentlich verkündet wurden, kann keinen Sachkenner verwundern. Denn hier wurde und wird - wie so oft bei weltanschaulichen und politischen Auseinandersetzungen - auch mit verdeckten Karten gespielt. ..." Auch dieses Papier trägt die schon einmal vorstehend zitierten Unterschriften aller fünf Verbände. Sie bekam als Eingabe ein Aktenzeichen, datiert am 2. November 1983: "zu gegebener Zeit werde ich Sie weiter unterrichten. Hochachtungsvoll - Im Auftrage - Unterschrift".

2) Seminare: 1989 begann der FA-Vorstand, regelmäßig Wochenend-Seminare durchzuführen. Themen waren beispielsweise "Kommunikation", "Judentum", "Ernst Haeckels ‚Welträtsel’", "Menschenrechte", „Opus Dei - Fundamentalismus im Abendland“, „Die Kirche und unser Geld“. Die jüngsten Seminare beschäftigten sich mit „Ludwig Feuerbach“, „Werten“ und aktuell mit „Kosmologie“. Im September 1994 organisierte die FA-DMB "Humanistische Kulturtage" in Neustadt/Rbge. Die Programmpunkte waren vielfältig; u.a. hielt Lavanam, der Leiter des Atheist Centre in Indien, einen Vortrag über die Sozialarbeit seines atheistischen Zentrums in Südindien.  

3) Zeitschrift: Die FA brachte bis 1990 die vierteljährlich erscheinende Zeitschrift "Freigeistige Aktion" heraus. Ab 1991 wurden das Erscheinungsbild und der Name der Zeitschrift geändert. „Kristall“ erschien vierteljährlich bis 2001.

4) Kooperationen, Mitgliedschaften, Hilfsaktionen: Die FA ist Mitglied im Dachverband Freier Weltanschauungsgemeinschaften e.V. (DFW), der Nachfolgeorganisation des Deutschen Volksbundes für Geistesfreiheit. Mit dem DFW und seinen Mitgliedsverbänden arbeitet die FA eng zusammen. So wird beispielsweise der sechsmal jährlich erscheinende Pressedienst des DFW seit über 10 Jahren von FA-Mitglied Ortrun Lenz erstellt. Weiterhin ist die FA korporatives Mitglied im Förderverein Ernst-Haeckel-Haus. Freundschaftliche Bande bestehen mit dem Atheist Centre in Vijayawada, im Bundesstaat Andhra Pradesh, Indien. Die FA hat die Hilfsorganisation des Atheist Centre, Artik Samata Mandal, schon mehrfach finanziell unterstützt, um Flutopfern unbürokratisch und schnell zu helfen, zuletzt nach der Tsunami-Katastrophe Weihnachten 2004. Seit 1957 war die FA Mitglied in der Internationalen Humanistischen und Ethischen Union. Seit 2005 ist die FA über den DFW in der IHEU vertreten. Mitglieder der FA nahmen an vielen nationalen und internationalen freigeistigen Begegnungen teil, so z.B. an den Feierlichkeiten zum 150-jährigen Jubiläum der Freireligiösen Gemeinden in der Paulskirche und am humanistischen Weltkongress in Mexico 1996. 1999 nahmen einige FA-DMB-Mitglieder an der Festveranstaltung im Berliner Willy-Brandt-Haus zur Gründung des Dachverbandes Freier Weltanschauungsgemeinschaften e.V. (vormals Deutscher Volksbund für Geistesfreiheit) im Jahre 1949 teil.  

5) Publizistische Tätigkeit: Auf dem Berliner IHEU-Kongress 1993 stellte der von FA-Mitgliedern gegründete Angelika Lenz Verlag sein erstes Buch "Leben ohne Religion" von Paul Kurtz vor. In der Zwischenzeit sind über 80 Titel zu freigeistigen Themen erhältlich. Seit 1997 führt die FA gemeinsam mit dem Angelika Lenz Verlag regelmäßige Autorentreffen durch. Die Autoren des Verlages haben so die Gelegenheit, sich besser kennen zu lernen, gemeinsame Buchprojekte zu planen und ihre Bücher und Ideen vorzustellen. Es gab in diesem Rahmen bereits viele Buchvorstellungen und Autorenlesungen in Buchhandlungen und Verbänden.

6) Namensänderung und Fortsetzung der Arbeit: 2003 wurde auf der Bundesversammlung der FA in Berlin beschlossen, den Namen von „Freigeistige Aktion - Deutscher Monistenbund e.V.“ umzuändern in „Freigeistige Aktion - für humanistische Kultur e.V.“ In der Begründung zum Antrag auf Namensänderung heißt es: „Der Name sowie unser Verein gehen auf den 1906 gegründeten Monistenbund zurück. Die Gründung des Bundes erfolgte seinerzeit, also vor knapp 100 Jahren, aufgrund der sich dramatisch entwickelnden Wissenschaften und der Naturphilosophie einerseits, und der von den Glaubenssystemen der Kirchen eingenommenen und sich versteifenden dualistischen Haltungen andererseits. Nach der Zerschlagung des Bundes durch die Nationalsozialisten in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde der Bund 1946 wieder von München aus ins Leben gerufen. In den fünfziger Jahren wurde dann eine lebhafte Diskussion bezüglich des Namens geführt, die zu der Umbenennung in Freigeistige Aktion - Deutscher Monisten-Bund führte. Die von Ernst Haeckel und Freunden ursprünglich beabsichtigte Ausgestaltung des Monisten-Bundes, wie Haeckel es in seinem Vortrag Der Monismus als Band zwischen Religion und Wissenschaft programmatisch vertrat, konnte nicht realisiert werden. Dessen ungeachtet sind die kulturpolitischen Forderungen des Bundes nach wie vor aktuell, ja sogar noch aktueller, da es jetzt gilt, sich als freigeistiger Verband in einem sich einigenden Europa richtig zu platzieren.  Der Bund ist als gemeinnützige Vereinigung anerkannt und hat keinen Status einer Körperschaft öffentlichen Rechts. Daher konkurriert er auch nicht mit den entsprechenden freigeistigen, freireligiösen oder humanistischen Vereinigungen, die Körperschaftsrechte besitzen. Er sieht sich im Gegenteil als Förderer humanistischer Kultur und will dies durch seine Arbeit auf kulturellem Gebiet auch weiterhin tun. Besonders in Zeiten der globalen Zusammenschlüsse und der Veränderung nationaler wie internationaler Institutionen ist es wichtig, unsere Stimme im Rahmen unserer Kooperation mit dem Dachverband Freier Weltanschauungsgemeinschaften ins Spiel zu bringen.  
- Begründung: Durch die Namensänderung wollen wir erreichen, dass der Begriff Monisten-Bund durch eine Verpflichtung auf "humanistische Kultur" im Vereinsnamen ersetzt wird. Die Entwicklung der vergangenen hundert Jahre hat gezeigt, dass es zu einem Wandel in der freigeistigen Terminologie gekommen ist. Die Namensänderung vor rund fünfzig Jahren hat den Akzent schon von der reinen naturphilosophischen Ausrichtung auf mehr Aktion im Sinne eines sich Einsetzens für freigeistige/humanistische Belange signalisiert. Durch die neue Veränderung werden wohl die meisten Menschen leichter verstehen, was unser Anliegen ist. Die Traditionslinie, der wir folgen, wird dadurch nicht aufgegeben, jedoch wird sie zeitgemäß interpretiert und fortgesetzt. Unser Anliegen ist es, vor dem Hintergrund der Grundrechte-Charta der UN an der Würde des Menschen ausgerichtete Kulturarbeit zu leisten." Dieser Antrag wurde auf der Bundesversammlung 2003 angenommen, und somit änderte die ehemalige FA-DMB ihren Namen in Freigeistige Aktion - für humanistische Kultur e.V. Die FA entwickelt sich also ganz im Sinne Haeckels immer weiter und passt sich den sich stets ändernden Gegebenheiten von Zeit zu Zeit an. Der derzeitige Schwerpunkt der Aktivitäten liegt auf der publizistischen und der Seminartätigkeit sowie sich aktuell ergebenden Projekten.

Ortrun E. Lenz


Buchhinweis:
Arnher E. Lenz/Volker Mueller (Hg.): Darwin, Haeckel und die Folgen - Monismus in Vergangenheit und Gegenwart. 359 S., kart., ISBN 3-933037-56-5, € 24,90, erhältlich im Lenz-Verlag  
Teile des vorstehenden Artikels sind Beiträgen zu diesem Sammelband entnommen.

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